Liebes Internet, wir müssen reden

Vielleicht hast du es schon bemerkt, in letzter Zeit ist es um sämtliche Social Media Kanäle von mir ziemlich still geworden. Weder Instagram, noch Facebook oder Twitter habe ich mit Daten gefüttert. Und das hat einen Grund: Ich habe gemerkt, dass es mir nicht gut tut ständig online zu sein, bei jedem Spaziergang über mögliche Motive für Instagram nachzudenken und zwischen all den Posts, die täglich auf einen einprasseln, das für mich Wertvolle herauszufiltern. Der Sinn dieser Plattformen ist mir einfach verloren gegangen, denn:

Liebes Internet du raubst mir Zeit, lenkst mich ab, lässt mich an mir und meinen Fähigkeiten zweifeln und meinst, dass ich nur etwas wert bin, wenn ich ein “Like” oder “Herzchen” dafür bekomme. Das ist absolut kein positiver Vibe, den du da verbreitest. Und obwohl ich manchmal sehr viel Zeit mit dir verbracht habe, gibst du mir am Ende des Tages doch häufig das Gefühl nichts geschafft zu haben. Ja, liebes Internet du hast es geschafft. Ich bin Social Media Fatigue.

Seit zweieinhalb Monaten verzichte ich nun darauf etwas zu posten und konsumiere auch keine Nachrichten mehr und das fühlt sich richtig gut an. Ich habe jetzt endlich Zeit für die wichtigen Dinge. Ich habe mehr Zeit für Sport, lese regelmäßig Bücher, mache Ausflüge in die Natur, treffe mich mit Freunden, weil ich einfach Lust darauf habe und nicht, weil mich Facebook auf irgendein Event hinweist und ja, ich habe das Gefühl, dadurch mehr ich zu sein und weniger bestimmt von dem, was andere auf Instagram und Co. von mir sehen wollen.

Deswegen teile ich heute meine neun Aha-Momente aus der Zeit der Social Media Abstinenz und möchte dir dabei Folgendes mitgeben:

1. Deine Zeit ist kostbar

Verbringe sie lieber mit Dingen, Menschen und Tieren, die dir wirklich gut tun. Wieviel Zeit verbrauchst du damit jemanden oder etwas zu mögen, nur um Anerkennung, “Herzchen” oder “Likes” zu bekommen?

2. Wahre Freundschaften brauchen kein Social Media

Echte Freundschaften funktionieren auch ganz ohne Facebook und Co., wer wirklich mit dir in Kontakt bleiben möchte tut dies auch so. Möchtest du unbedingt Kontakt zu jemandem aufnehmen, dann mach’ es einfach und zeige der Person, dass sie wichtig für dich ist und lass sie nicht einfach nur Nummer 514 in deiner Followerliste sein.

3. Reizüberflutung macht es nicht besser

Hast du dir schon einmal überlegt wieviel (negative) Informationen jeden Tag auf dich einprasseln? Tut es dir gut, die ganzen Nachrichten zu lesen oder solltest du deine Social Media Kanäle mal wieder ordentlich ausmisten und neu sortieren? In welcher Social Media Blase und welchem Echoraum befindest du dich eigentlich? Wie fühlst du dich, nachdem du deine Timeline oder deinen Feed durchgescrollt hast? Macht es dich glücklich, traurig, neidisch, nachdenklich?

4. Lass dich auf die Dinge ein

Durch das Smartphone sind wir überall erreichbar und so kann uns auch Social Media überall erreichen. Wann hast du das letzte Mal eine Sache voll und ganz gemacht, ohne dabei noch einmal schnell dein Instagram Profil zu checken? Wenn du auf die Toilette gehst, dann geh auf die Toilette, wenn du fern siehst, dann sieh fern, wenn du auf einem Event bist, dann sei nicht nur physisch da, sondern auch mental. Und wenn du in der Bahn sitzt, dann beobachte doch einfach mal die Menschen um dich herum oder schau’ aus dem Fenster. Du musst nicht jede Minute und Sekunde deines Lebens mit Nachrichten und Informationen vollstopfen.

5. Sei ein Vorbild im wahren Leben

Wie oft sehe ich Mütter, die ihre Kinderwagen schieben und dabei nicht einmal von ihrem Smartphone aufschauen? Letztens habe ich doch tatsächlich jemanden gesehen, der vergessen hatte seine Pfandflaschen abzugeben, weil er vor dem Pfandautomaten stehen geblieben ist, um irgendein Facebook-Spiel zu beenden. Trau’ dich ein Vorbild für andere zu sein, nicht nur online, sondern im wahren Leben. Zeige den Menschen und deiner Umwelt deine Aufmerksamkeit. Was möchtest du der nachfolgenden Generation mitgeben, wenn du beim Kinderwagen schieben nicht einmal vom Smartphone aufschaust? Das es gerade völlig egal ist, wie es meinem Gegenüber geht, weil Instagram gerade wichtiger ist, oder dass der zentrale Lebensmittelpunkt eigentlich das kleine, rechteckige Plastikteil ist?

6. Beschäftige dich mit dir selbst

Fang lieber an, dich mit dir selbst zu beschäftigen, als mit dem Leben von Menschen, die du gar nicht kennst. Was möchtest du wirklich erreichen in deinem Leben? Wer möchtest du sein, in 5, 10 oder zwanzig Jahren? Und gib’ jedem Tag die Chance dazu, an deiner Zufriedenheit, deinen Träumen und Visionen zu arbeiten. Geh tief in dich, möchtest du das sein, was dir auf Facebook und Instagram als attraktiv, erfolgreich und erstrebenswert angezeigt wird oder hast du auch eine ganz eigene Version? Wie sieht diese aus?

7. Gönne dir bewusste Pausen von Social Media

Besonders wenn es dir nicht gut geht, lass Social Media dann einfach mal für ein paar Stunden, Tage, Wochen liegen und kümmere dich um dich selbst. Auch wenn das Bedürfniss da ist, jetzt doch schnell nochmal deine Profile zu checken, nutze die Zeit, um dir etwas Gutes zu tun. Das gute Gefühl, was dir das Internet im ersten Moment vielleicht gibt, ist nicht nachhaltig. Investiere lieber langfristig und regelmäßig in dich selbst.

8. Fühle, was es zu fühlen gibt

Gefühle gehören zum Leben dazu. Versuche dich nicht sinnlos durch neue Reize abzulenken, nur um dich nicht mit dir selbst beschäftigen zu müssen. Natürlich ist es leichter angenehme Gefühle zu ertragen, aber ohne Trauer, Angst und Wut würden wir die schönen Seiten des Lebens gar nicht mehr schätzen. Erzähle echten Menschen wie es dir geht und teile deine Sorgen, denn das wird dir letztendlich mehr helfen als ein “Like” unter deinem Foto. Denn echtes Mitgefühl und ein offenes Ohr kennen nunmal keine Algorithmen.

9. Du bist wichtig

Egal ob “Herzchen”, “Like” oder nicht. Diese Dinge haben keinerlei Aussagekraft, wer du als Mensch bist. Du bist vielleicht ein(e) tolle(r) Freund / Frau / Mann / Mutter / Vater / Partner / Kollege / Chef, zeige der Welt diese Seite und das am besten nicht nur über Social Media. Trau dich, das was du gut kannst im “real life” zu teilen und gib’ es weiter an die Menschen, die dir wichtig sind. Das kann ein Kompliment sein, ein offenes Ohr oder ein Berührung. Hauptsache es ist echt und zeigt wer du wirklich bist und mit Sicherheit bekommst du das dann auch zurück und die Menschen zeigen dir, wie wertvoll du für sie bist.

Was hilft also im Alltag?

Für mich war es ganz schlicht & einfach  Handy abschalten, ignorieren und eine ganze Menge Reflexion über mich und meiner Rolle in der Social Media Welt und dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Ich weiß einfach, dass es mehr gibt, als das, was einem von den Internetgiganten gezeigt wird.
Sei dir darüber im Klaren, dass Social Media nichts mit sozial zu tun hat. Denn das Ziel dieser Plattformen ist es, mehr Nutzer zu bekommen und somit mehr Daten, um letztendlich Werbung besser platzieren zu können. Dazu wird eines unserer zutiefst menschlischen Bedürfnisse ausgenutzt, nämlich der Wunsch nach Sichtbarkeit und Anerkennung in Form von “Likes” und “Herzchen”.
Vernetzen kann online stattfinden, aber verigss dabei bitte nicht das Echte, Wahre, Schöne: Menschen in ihrer Ganzheit zu sehen und zu verstehen, im Hier und Jetzt.